Autor: FranchisePORTAL-Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 18.11.2024
Verdienen Sie als „eigener Chef“ tatsächlich mehr Geld als ein Angestellter? Grundsätzlich sollte die Antwort ja lauten. Denn als Unternehmer tragen Sie höhere Risiken und mehr Verantwortung. Dies und Ihre Investment-Summe sollten sich später in Ihrem Einkommen, dem Unternehmerlohn als Franchisenehmer, widerspiegeln.
„Wie viel möchten Sie verdienen?“ Sicher kennen Sie die Frage aus den Vorstellungsgesprächen Ihres Angestelltendaseins. Vorbei. Als Franchise-Gründer wechseln Sie in die Unternehmerwelt. Hier stellt sich die Frage anders. In der Phase der Existenzgründung etwa so: „Wie viel müssen Sie verdienen?“. Erst später (denn Sie haben ja sicher Großes vor): „Wie viel wollen Sie einmal verdienen?“
Wie viel Geld brauchen Sie zum Leben?
In einem Fachbeitrag auf FranchisePORTAL konkretisiert der Franchise-Experte Eugen Marquard die Fragestellungen wie folgt:
- Wie viel Geld brauche ich für mich und meine Familie zum Lebensunterhalt?
- Wie viel Zeit und Energie kann oder will ich in mein Einkommen investieren?
- Welches sind meine Träume, Wünsche und Erwartungen?
Der Lebensunterhalt lässt sich durch eine Excel-Tabelle darstellen, die aus mehreren Spalten besteht. Ihr Inhalt: aktuelle Kosten und vorübergehend eventuell einzusparende Kosten. Dann das Budget, das Sie in fünf Jahren zu jeder Kostenposition haben möchten und schließlich, was Sie langfristig erreichen möchten. Diese Rechnung sollte eine Grundlage für Ihre Entscheidung pro oder kontra Existenzgründung sein.
Wie viel sollten Sie investieren?
Sie wollten sich schon immer selbstständig machen und verfügen über genügend Eigenkapital zur Existenzgründung? Oder Sie möchten vielleicht nach einer Kündigung Ihre Abfindung als Startinvestition einsetzen? Auf jeden Fall wollen Sie als Selbstständiger mehr Geld verdienen. Sie haben sich für Franchising entschieden, denn dies bedeutet Gründen "mit Sicherheitsgurt" mit einem erprobten und ausgereiften Geschäftsmodell, frei von Anfängerfehlern. Korrekt, aber Franchising geht auch mit drei Kosten-und Investment-Positionen einher, die eine Gründung unter eigenem Namen nicht kennt.
Position eins: In den meisten Systemen zahlen Sie eine einmalige Eintrittsgebühr. Diese liegt oft im mittleren fünfstelligen Bereich. Wofür? Sie erhalten Schulungen. Und Sie sind es, der mit den anderen Partnern zusammen das aufwändige Aufbau-Investment der Franchise-Zentrale refinanzieren muss.
Position zwei: In fast allen Systemen sind monatliche Franchisegebühren zu zahlen. Durch sie finanziert die Zentrale ihre operative Tätigkeit und zahlt ihre Mitarbeiter. Üblich sind drei, fünf oder sieben, manchmal zehn Prozent vom Umsatz, Gewinn oder Erlös. Manche Franchisegeber verlangen auch fixe Summen. In Einzelhandels- oder Handwerks-Systemen sind die laufenden Gebühren eher niedrig, im Bereich Dienstleistung oft hoch. In manchen Einzelhandels- oder Gastronomie-Systemen müssen Sie keine Franchisegebühren zahlen, hier finanzieren sich die Zentralen über den Warenverkauf an Sie. Die Höhe der Gebühren kann aber ein Indiz für die Verdienst-Möglichkeiten sein: Wer mehr zahlen muss, erzielt oft höhere Einkommen.
Position drei: Sie können Ihr Unternehmen in den meisten Systemen nicht einfach nebenbei und auf Sparflamme gründen, von Ausnahmen abgesehen. Vom Tag der Eröffnung an müssen Sie ein vollständiges Abbild des Musterbetriebes führen – mit allen technischen Einrichtungen, einem vollen Warenlager und bereits geschulten Mitarbeitern.
Zu den drei Positionen kommt das übliche Investment in eine Gründung samt Mieten, Kautionen, Bau- oder Sanierungskosten sowie Gehältern, Liquiditätssicherung und Ihrem Lebensunterhalt bis über den Break-even hinaus. All das werden Sie größtenteils über Darlehen sowie Förderkredite finanzieren, die wiederum mit Zinsen getilgt werden müssen. Erst wenn sich all diese Investitionskosten amortisiert haben, fahren Sie Gewinne ein. Erst dann können Ihre Wünsche zum Einkommen wahr werden.
Ihr Vorteil als Franchisnehmer im Gegensatz zur Eigennamens-Gründung: Sie erhalten konkrete Zahlen- und Erfahrungswerte Ihres Franchisegebers und über bestehende Franchisenehmer des Systems zur präzisen Investment-Kalkulation. Fragen Sie auch nach der Netto-Umsatzrendite!
Wie viel verdienen Franchise-Nehmer tatsächlich?
Ihr Einkommen hängt natürlich nicht nur von den Investitionen ab. Viel wichtiger sind die Umsatz- und Margen-relevanten Faktoren Branche, Standort und Persönlichkeit.
Zuerst zur Branche. Zu den attraktivsten Sektoren in puncto Verdienst zählt die Dienstleistung, da hier oft auch mit geringen Investitionen hohe Margen möglich sind – zum Beispiel in der mobilen Gesundheits- oder Seniorenbetreuung, den Haushaltshilfen oder Services in Beauty und Wellness. In der Systemgastronomie werden häufig hohe Gewinnmargen durch standardisierte Abläufe und fertige Produkte erwirtschaftet. Dem stehen oft aber große Investment-Summen gegenüber. Gründen Sie hingegen ein Einzelhandelsgeschäft, investieren Sie sicher weniger. Rechnen Sie hier aber mit Umsatzrenditen von lediglich rund drei bis zehn Prozent. Mit einem Consulting-Unternehmen können Sie hingegen Margen von 60 oder mehr Prozent erreichen. Hohe Umsatzrenditen können ein Indiz für niedrige Kosten sein, ebenso aber auch für wenig Wettbewerb.
Natürlich ist immer weitaus mehr drin, wenn Ihr Franchisegeber Ihnen die Eröffnung mehrerer Standorte ermöglicht. Bei manchen Systemen ist dies sogar gefordert. Dann wechseln Sie vom operativen Tagesgeschäft ins Management Ihres eigenen Filialsystems. Ein Multi-Unit-Franchisenehmer, dessen Geschäft auch ohne seine tägliche Anwesenheit im Verkauf genug abwirft, verdient vergleichsweise gut. Manch ein Systemgastronom mit vielen Betrieben avancierte zum Verdienst-Millionär. Hier lässt sich die Frage „Mehr Invest gleich mehr Verdienst“ mit ja beantworten.
Last but not least vergeben manche Franchisegeber Masterlizenzen für Länder oder Regionen. Als Master werden Sie quasi selbst zum Franchisegeber und bauen sich Ihr eigenes regionales oder nationales Partner-Netzwerk auf. Die Investitionen können hier sehr hoch sein. Aber nach Jahren sprudeln im Idealfall die Gewinne in Form von den Gebühren all Ihrer Partner.
Die Standortfrage ist besonders für Gastronomie- und Einzelhandelsbetriebe überlebenswichtig. Makro-Faktoren sind hier die Größe und Kaufkraft des Einzugsgebietes, die Wettbewerbssituation und die Mietpreise. Zu den Mikro-Faktoren zählen Lagen und Immobilien mit hoher Passantenfrequenz und Wahrnehmung. Dabei können sich die Investitionskosten für Lokale mit dreistelliger Quadratmeterzahl in teurer Lage samt Einrichtung und Technik locker auf eine halbe Million oder mehr hochschrauben.
Für jeden Franchise-Gründer aber gilt, dass sein System ihm die Möglichkeiten geben muss, seine Investitionen innerhalb der Vertragslaufzeit von üblicherweise fünf Jahren voll amortisiert zu haben. Durchschnittliche Erfahrungswerte sagen aus: Im ersten Jahr fährt man Verluste ein, im zweiten sollte die „schwarze Null“ stehen, im dritten Jahr bereits der durchschnittliche Gewinn der nächsten Jahre erwirtschaftet werden. Spätestens nach fünf Jahren sollte der volle Return-on-Investment vollzogen sein.
Zur Persönlichkeit: Als Unternehmer verdienen Sie umso mehr, je mehr Risikobereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Teamführungs- und Durchsetzungsfähigkeit sowie vor allem Verkaufstalent Sie mitbringen. Das Franchise-System muss zu Ihnen passen. Sie müssen Ihre Marke und Ihre Arbeit lieben und Kunden wie Mitarbeiter dafür begeistern können. In vielen Systemen haben Quereinsteiger die besten Möglichkeiten. Denn Franchisegeber suchen oftmals keine Branchenprofis, die glauben, alles bereits zu können, und ihr System verwässern. Vielmehr suchen sie verkaufsstarke, loyale und Management-erfahrene Franchisenehmer, die sich im Team wohlfühlen.
Wie berechnen Sie Ihr Unternehmergehalt?
Ziehen Sie vom Nettoumsatz – also dem Umsatz ohne Mehrwertsteuer – alle Waren- und Dienstleistungseinkäufe sowie Kosten für Miete, Versicherungen, Gehälter, Telefon, Zinsen oder Tilgungen ab. Subtrahieren Sie ferner die Gewerbesteuer und die Körperschaftsteuer, so kommen Sie auf den Ertrag. Ihr Nettoeinkommen. Dies tragen Sie in der Steuererklärung unter Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit (Anlage S) ein. Berücksichtigen Sie noch eins: Von diesem Nettoeinkommen gehen bei Ihnen als Unternehmer die Sozialversicherungsbeiträge ab, die man Ihnen als Arbeitnehmer vom Bruttogehalt abgezogen hat. Es besteht zwar keine Sozialversicherungspflicht. Sie können sich freiwillig gesetzlich oder privat krankenversichern. Aber wer nicht in die Rentenkasse einzahlt, erhält später minimale Leistungen.
Fazit: Was Sie als Nächstes tun sollten
Je mehr Geld Sie verdienen möchten, desto mehr müssen Sie bei den meisten Branchen und Systemen auch investieren. Suchen Sie sich Ihr Franchise-System jedoch nicht allein nach dem Wunsch-Einkommen aus. Nur wenn Ihre Arbeit und Ihr Produkt Sie überzeugt, nur wenn Sie hinter der Marke stehen und Kunden wie Mitarbeiter dafür begeistern, werden Sie das Engagement entwickeln, das Sie als Unternehmer brauchen. Erfolg bedingt in jedem Fall hohes Engagement.
Haben Sie ein System in die engere Wahl genommen? Bestehen Sie auf die vorvertragliche Aufklärungspflicht durch Ihren Franchisegeber. Lassen Sie sich Einblick in reale Zahlen bestehender Betriebe geben und diese von Franchise-Experten überprüfen. Die Experten können auch beurteilen, inwieweit die Leistungen der Zentrale Sie in Ihrer täglichen Arbeit unterstützen, ob sie Ihnen zum Beispiel mehr Manpower und echte Einkaufsvorteile verschafft, und ob die Franchise-Gebühren dafür angemessen sind.
Denken Sie bei der Systemwahl nicht nur an Investment, Geld und Einkommen, auch an die fernere Zukunft – zum Beispiel an den Ruhestand oder eine spätere völlige berufliche Neuorientierung. Ein Unternehmen mit konstant hohen Gewinnen hat auch einen enormen Verkaufswert.