Autor: Jana Jabs
Zuletzt aktualisiert am: 28.11.2017
Inhaltsverzeichnis
- Partnerschaft auf Zeit statt „bis, dass der Tod uns scheidet“
- Bleibt bis zur Rente alles gleich?
- Franchise als Unternehmer-Schule
- Wie kann ich mich im Franchise-System weiterentwickeln?
- Einmal Unternehmer, immer Unternehmer
- Hat das System nach zehn Jahren überhaupt noch Potential?
- Mein wichtigster Tipp für jeden neuen Franchise-Nehmer
Herzlichen Glückwünsch! Sie sind jetzt also frisch gebackener Franchisepartner Ihres Franchisesystems und haben einen Franchisevertrag unterzeichnet. Das ist grundsätzlich ein Grund zum Feiern: Hinter Ihnen liegt schließlich ein mehrstufiger und ausgedehnter Bewerbungs- und Auswahlprozess. Viele Fragen sind in den letzten Wochen und Monaten aufgetaucht und mussten Stück für Stück von Ihnen bzw. Ihrem Franchisegeber beantwortet werden: von grundsätzlichen Fragen wie „Bin ich überhaupt ein Unternehmertyp?“ bis hin zu sehr speziellen wie „Ist dieses Franchisesystem wirklich das richtige für mich?“. Sie haben einiges organisiert und vorbereitet, vieles in Ihrem Leben verändert und wahrscheinlich auch vieles zum ersten Mal gemacht.
Partnerschaft auf Zeit statt „bis, dass der Tod uns scheidet“
Der Start in die Selbständigkeit geschieht niemals über Nacht – erst Recht nicht im Franchise, wo Franchise-Geber und Franchise-Nehmer immer erst einmal prüfen müssen, ob sie auch wirklich zusammenpassen. Mit einem Franchisevertrag binden sie sich schließlich für einen fest definierten Zeitraum an einander, in der Regel für fünf bis zehn Jahre. Nicht umsonst sprechen wir beim Franchise von einer Partnerschaft auf Zeit. Sie und Ihr Franchisesystem sind jetzt also per Vertrag Lebens- oder besser: Arbeitslebensabschnittsgefährten. Nach der ersten Euphorie stellen sich viele Franchise-Nehmer erfahrungsgemäß schnell die Frage: Was kommt danach? Und wie geht es jetzt eigentlich weiter?
Bleibt bis zur Rente alles gleich?
Um es kurz zu machen: Nein, bis Sie in Rente gehen bleibt nicht alles gleich. Ganz im Gegenteil: Nicht nur ein Franchisevertrag ist begrenzt, auch eine Vertragsverlängerung hat irgendwann ein Ende. Die wenigsten Franchise-Nehmer arbeiten bis zur Pensionierung in ein und dem gleichen Franchisesystem, mit praktisch unveränderten Franchiseverträgen. Franchise ist immer geprägt von einer ganz eigenen Dynamik. Das hat viel damit zu tun, dass die meisten Franchise-Nehmer, die mit einem Franchise-Betrieb in die Selbständigkeit starten, davor ganz klassisch angestellt tätig waren. Mit anderen Worten: Sie sind als Unternehmerinnen und Unternehmer meist blutige Anfänger. Die wenigsten von ihnen haben jemals Kunden akquiriert, Aufträge im Detail nachgearbeitet oder ihre eigenen Zahlen systematisch analysiert.
Nach 15 Jahren in der Franchise-Beratung kann ich deshalb mit Sicherheit sagen: Es dauert mindestens eine Vertragslaufzeit bis man das alles verinnerlicht und verstanden hat und als Franchise-Nehmer tatsächlich im neuen (Arbeits-)Leben angekommen ist.
Franchise als Unternehmer-Schule
Auch wenn viele es vielleicht nicht hören oder glauben wollen, aber Franchise ist immer auch eine Unternehmer-Schule, in der Franchisegeber ihre Franchise-Nehmer zu erfolgreichen Unternehmern ausbilden. Veränderung gehört zum Franchise wie die Sonne zum Sommer: Nicht nur der Franchisegeber verändert sich und entwickelt sein Franchisekonzept kontinuierlich weiter, auch der Franchise-Nehmer durchläuft einen andauernden Prozess: Persönliche Lebensumstände verändern sich, irgendwann sind die Kinder aus dem Haus, Familienangehörige benötigen mehr Zuwendung oder man will einfach mal wieder etwas Neues machen. Seien wir ehrlich: Die Zeiten, in denen wir ein Leben lang denselben Job machen, sind schon lange vorbei. Diese Dynamik macht auch vor den verschiedenen Biografien im Franchise keinen Halt. Und wenn Sie mich fragen, ist das auch gut so: Nur so können sich Franchisesysteme weiterentwickeln und ihre Marktposition dauerhaft halten.
Wie kann ich mich im Franchise-System weiterentwickeln?
Franchise ist Expansion. Ohne Expansion kein Franchise: So einfach ist das. Auch wenn es Sie jetzt vielleicht überrascht: Diese einfache Regel gilt nicht nur für das Franchisesystem und den Franchisegeber, sie gilt auch für jeden einzelnen Franchise-Nehmer. Deshalb beantwortet sich die Frage nach der Weiterentwicklung eigentlich von ganz alleine: Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich als Franchise-Nehmer im Franchise weiterzuentwickeln – sei es im bisherigen oder auch mit weiteren Franchisesystemen.
Wenn Sie richtig Spaß an Ihrer Arbeit als Franchise-Nehmer haben, können Sie z. B. weitere Standorte eröffnen oder Sie kaufen bestehende Standorte Ihres Franchisegebers. Wenn Sie ganz neue Ufer erobern wollen, können Sie auch Franchise-Nehmer eines weiteren Franchisesystems werden. Und auch wenn Sie es sich jetzt vielleicht noch nicht vorstellen können, aber es gibt Franchisepartner, die 20, 30 oder sogar mehr als 50 Standorte betreiben.
Hat man die Vorteile von Franchise und seine ganz eigene Dynamik nämlich erst einmal verstanden und verinnerlicht, spricht nichts dagegen, mehrere Standorte zu managen. Darüber hinaus gibt es dann auch keinen Grund jemals aus einem (oder auch mehreren) Franchisesystemen auszusteigen.
Einmal Unternehmer, immer Unternehmer
Auch die andere Richtung ist möglich: Sie sind zufrieden mit dem Erfolg Ihres Franchisebetriebes und möchten alles so lassen wie es ist? Auch ok. Wenn man seine Familie und sein Unternehmersein perfekt organisiert hat und daran auch gar nichts ändern möchte, kann man seinen Vertrag auch einfach immer wieder verlängern – natürlich mit dem Einverständnis des Franchisegebers. Eines kann ich aber mit großer Sicherheit sagen: Ist man erst einmal unternehmerisch tätig, ist es eher unwahrscheinlich, dass man wieder in ein Angestelltenverhältnis zurückgeht. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Ihre Franchisepartnerschaft also einen gestandenen Unternehmer aus Ihnen machen.
Hat das System nach zehn Jahren überhaupt noch Potential?
Ja und nein. Erfolgreiche Franchisesysteme haben immer Potential – egal, ob nach fünf, zehn oder 30 Jahren. Sie sind deshalb erfolgreich, weil sie ihrer ureigenen Innovationspflicht nachkommen. Nur wegen diesem Hunger nach mehr sind sie ja überhaupt erst zum Franchisesystem geworden! Sie geben sich nämlich nicht mit einem einmal erreichen Status-Quo zufrieden, sondern werden immer nach Neuem streben. Sie erinnern sich: Franchise ist Expansion. Nur wer nach mehr strebt, sich und sein Franchisesystem kontinuierlich weiterentwickelt, wird langfristig Erfolg – und somit auch Potential haben.
Sicher ist aber auch: Märkte und Geschäftskonzepte verändern sich. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Für Sie als Franchise-Nehmer ist es wichtig zu verstehen, dass die Innovationskraft und das Potential Ihres Franchisesystems ganz entscheidend auch mit Ihnen selbst zusammenhängt: Sie sind schließlich der Partner vor Ort. Sie kennen das Tagesgeschäft, Ihre Kunden und den lokalen Markt. Deshalb ist es auch Ihre Aufgabe, die Augen offen zu halten, genau zu beobachten und etwaige Veränderungen an Ihren Franchisegeber weiter zu geben. Nur wenn Sie dieser Pflicht und Verantwortung als lokaler Markenbotschafter nachkommen, kann Ihr Franchisegeber sein Potential weiter ausbauen. Der Franchisegeber wiederum sollte die Ideen, Vorschläge und Informationen seiner Partner ernst nehmen und darauf mit Neuentwicklungen, Analysen und Innovationen reagieren.
Mein wichtigster Tipp für jeden neuen Franchise-Nehmer
Bleiben Sie offen und aktiv. Suchen Sie den Austausch mit Ihrem Franchisegeber und lernen Sie immer wieder dazu. Verinnerlichen Sie die besondere Dynamik im Franchise und nutzen Sie sie für sich und Ihr Unternehmen. Arbeiten Sie an Ihren Schwächen und verwandeln Sie sie in Stärken. So können Sie nicht nur als Unternehmer mit und im Franchise wachsen, sondern auch nebenbei Ihr ganz persönliches Potenzial entdecken und ausschöpfen.