Autor: FranchisePORTAL-Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 19.11.2024
Inhaltsverzeichnis
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Was sind eigentlich freie Berufe?
- Welche freien Berufe gibt es?
- Was kennzeichnet freiberufliche Tätigkeiten?
- Welche Vorteile haben Freiberufler gegenüber Mitarbeitern?
- Welche Vorteile bieten Freiberufler ihren Auftraggebern?
- Für welche freien Berufe fallen KSK-Beiträge an?
- Wann sind Freiberufler scheinselbstständig?
- Welche Bedeutung haben freie Berufe in der Volkswirtschaft?
- Gibt es auch freie Berufe im Franchising?
Was sind eigentlich freie Berufe?
Definition: Freie Berufe sind Berufe, die von selbstständigen Freiberuflern ausgeübt werden. Meist handelt es sich um künstlerische, wissenschaftliche, schriftstellerische oder erzieherische Tätigkeiten, die nicht unter die Gewerbeordnung fallen. Auch niedergelassene Ärzte und Therapeuten zählen zu den Freiberuflern. Die Freiberufler arbeiten auf eigene Rechnung, auf eigenes Risiko und für mehrere Auftraggeber.
Welche freien Berufe gibt es?
Nach Paragraph 18 Absatz 1 des Einkommensteuergesetzes in Deutschland gehören zu den freien Berufen im Sinne des Steuerrechts unter anderem die sogenannten Katalogberufe wie Ärzte, Zahn- und Tierärzte, Anwälte, Notare, Ingenieure, Architekten, Apotheker, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, beratende Volks- und Betriebswirte/Unternehmensberater, vereidigte Buchprüfer, Steuerbevollmächtigte, Heilpraktiker, Krankengymnasten, Journalisten, Dolmetscher und Übersetzer sowie ähnliche Berufe. Ferner zählen selbstständig ausgeübte künstlerische, wissenschaftliche, schriftstellerische oder erzieherische Berufe darunter. Laut Definition des Österreichischen Steuer- und Versicherungsrechts übt ein Freiberufler eine selbstständige, aber nicht gewerbescheinpflichtige Tätigkeit oder einen Beruf im öffentlichen Interesse mit eigenem Berufsrecht aus.
Was kennzeichnet freiberufliche Tätigkeiten?
Die freien Berufe werden von den Freiberuflern als Dienstleister für ihre Auftraggeber (im Outsourcing) oder für die Allgemeinheit erbracht. Meist zeichnet die Freiberufler eine besondere berufliche Qualifikation oder hohe schöpferische Begabung aus. Von ihren Auftraggebern werden Freiberufler oft als freie Mitarbeiter bezeichnet. Besonders im Bereich kreativer Berufe wird oft das englische Wort Freelancer verwendet (im Vergleich hierzu: Kleingewerbe).
Welche Vorteile haben Freiberufler gegenüber Mitarbeitern?
Freiberufler arbeiten nach freier Zeiteinteilung und ohne die Weisungsgebundenheit von Angestellten. Ihre Tätigkeit richtet sich nach Kriterien wie Kunden- und Auftragsaufkommen oder Abgabeterminen.
Welche Vorteile bieten Freiberufler ihren Auftraggebern?
Für freie Mitarbeiter zahlen die Auftraggeber keine fixen Gehaltskosten und keine Sozialversicherungs-Beiträge. Sprich, es entfallen die sogenannten Lohn- und Lohnnebenkosten (Kostenoptimierung). Eine Ausnahme bilden publizistische-künstlerische Berufe, für die Beiträge an die Künstlersozialkasse (KSK) zu entrichten sind, siehe Absatz unten.
Freiberufler können nach Auftragsvolumen beauftragt werden. Sie arbeiten auf eigene Rechnung und tragen ihr volles unternehmerisches Risiko selbst.
Zur gegenseitigen Absicherung schließen Freiberufler und ihre Auftraggeber häufig Werks- oder Dienstleistungsverträge ab, in denen Auftragsvolumina und Honorare vereinbart werden.
Für welche freien Berufe fallen KSK-Beiträge an?
Zu den freien Berufen mit Pflicht zur Zahlung von Beiträgen an die Künstlersozialkasse (KSK) gehören vor allem bildende Künstler, Grafik-Designer, Werbetexter, Schriftsteller oder freie Journalisten. Für sie müssen die Auftraggeber Beiträge an die Kasse entrichten. Der Beitrag beläuft sich im Jahr 2018 auf 4,2 Prozent des Netto-Auftragswertes (Rechnungswertes). Die Künstler und Publizisten ihrerseits zahlen monatliche Sozialversicherungs-Beiträge, die sich ähnlich wie bei Angestellten nach ihrem Einkommen staffeln. Die Künstlersozialkasse tritt lediglich als „Vermittler“ auf: Sie zieht die Beiträge ein und leitet sie an die tatsächlichen Versicherungsträger weiter, welches Kranken- oder Ersatzkassen sowie die staatliche Renten- und Pflegeversicherung sind.
Wann sind Freiberufler scheinselbstständig?
Sind Freiberufler von einem einzigen Auftraggeber abhängig, spricht man von illegaler Scheinselbstständigkeit. Eine Faustregel besagt, dass ein Freiberufler nicht mehr als 5/6 seines Jahreshonorars durch einen Auftraggeber erwirtschaften darf. Vor allem aber darf er nicht wie ein Arbeitnehmer weisungsgebunden sowie fest in eine Ablauforganisation und die betrieblichen Abläufe eingebunden sein. Trotz Versuche gesetzlicher Regelungen sind die Urteile über Freiberuflichkeit oder Scheinselbstständigkeit juristische Einzelfall-Entscheidungen.
Welche Bedeutung haben freie Berufe in der Volkswirtschaft?
Freie Berufe gewinnen ständig an wirtschaftlicher wie gesellschaftlicher Bedeutung. Laut Datendienst Statista gab es in Deutschland im Jahr 2018 1.407.000 Freiberufler, darunter rund 123.000 Rechtsanwälte, 118.000 Ärzte, 60.000 Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, 52.000 Zahnärzte sowie 44.000 Physio- und 30.000 Psychotherapeuten (siehe Anzahl der Selbstständigen in freien Berufen in Deutschland nach Berufen).
Gegenüber dem Jahr 2012 stieg die Zahl der Freiberufler um rund 200.000. Damals erreichte die Zahl der Freiberufler mit rund 1,2 Millionen bereits einen Rekordstand. Die Zahlen aus jenem Jahr lieferte der Bericht der deutschen Bundesregierung zur Lage der freien Berufe. Er wird alle zehn Jahre publiziert, die nächste Veröffentlichung ist 2022/2023 zu erwarten. 2012 stellten die größte Gruppe die freien Kulturberufe mit knapp 300.000 Selbstständigen dar, gefolgt von freien Heilberufen mit 136.000, Ärzten mit rund 124.000 und Rechtsanwälten mit 114.000.
Am Stichtag der Studie (30. Juni 2012) hatten die freiberuflich Selbstständigen nahezu drei Millionen Angestellte beschäftigt, darunter gut 112.000 Auszubildende. Damit schufen sie rund zehn Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen in Deutschland. Gleichzeitig erwirtschafteten sie rund zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Außerdem entfielen circa 21 Prozent aller Existenzgründungen auf die Freien Berufe.
Die Tätigkeiten der Freiberufler sind nicht nur als kommerziell oder künstlerisch zu betrachten: Ebenso dienen sie dem Gemeinwohl und sind von hohem gesellschaftlichen Interesse. Als Ärzte stellen Freiberufler die Gesundheitsversorgung sicher, als Tierärzte zum Beispiel die Lebensmittelsicherheit und als Ingenieure die Sicherheit von Technik oder Gebäuden. Als Anwälte sind Freiberufler ein unverzichtbarer Teil des Rechtssystems.
Im wirtschaftlichen Bereich wächst die Bedeutung der Freien Berufe, da seitens der Unternehmen zunehmend Nachfrage an hochqualifizierten und flexibel einsetzbaren Spezialisten besteht. Freiberufler verfügen meist über eine sehr spezielle Expertise, wie sie mit klassischen Berufs-Ausbildungsgängen nicht oder kaum abgedeckt wird, beispielsweise als Fachanwalt für Kapitalrechtswesen oder Bauschaden-Sachverständiger. Mit ihrem Fachwissen stellen Freiberufler sogar einen wichtigen Standortvorteil für Unternehmen dar, die sich in einem Land niederlassen möchten. Und sie können laut Einschätzung der Bundesregierung zumindest teilweise den Fachkräftemangel ausgleichen, der als Folge des demografischen Wandels befürchtet wird.
Gibt es auch freie Berufe im Franchising?
In der Franchise-Wirtschaft spielen freie Berufe eine untergeordnete Rolle. In den meisten Franchise-Systemen sind sowohl die Franchisegeber als auch die Franchisenehmer gewerblich tätig. Freiberufler besitzen allerdings prinzipiell die Möglichkeit, sich Lizenzsystemen anzuschließen und deren Produkte oder Dienstleistungen zu vermarkten.